Rückblick HR-Festival 2023

Anlässlich des HR Festivals nahm ein Panel unter anderem Stellung zum Fachkräftemangel

«Fachkräftemangel ist hausgemacht» 

Am 28. März 23 fand in Zürich das HR-Festival statt. Als Teilnehmer an der Panel-Diskussion nahm Dr. Alain Meyer Stellung zum Fachkräftemangel im Allgemeinen und zur Rolle der Temporären und der Vermittler im Speziellen. Dabei benennt der Geschäftsführer der Careanesth AG altbekannte Ursachen und schlägt innovative Lösungen vor.

Der Fachkräftemangel ist hausgemacht. Aber nicht die fehlenden Nachwuchskräfte sind das Problem, sondern der massive Ausstieg von ausgebildeten Fachleuten. Jedes Jahr scheiden 8% der Pflegefachpersonen aus, rund die Hälfte wird nicht im Beruf pensioniert. Dabei zeigen die Daten, dass die meisten Leute kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung gehen. Der massive Verlust fachlicher Ressourcen lässt sich auch durch Massnahmen, mehr Nachwuchs für diese attraktiven Berufe zu begeistern, nicht kompensieren. Dabei schien dieser Turnaround geschafft: Unter den beliebtesten Berufen belegten die Pflegeberufe bei den Jugendlichen in den letzten Jahren Spitzenplätze. Es bleibt zu beobachten, ob sich diese Entwicklung fortsetzt. 

In diesem Zusammenhang ist die aktuelle Diskussion um Löhne und Arbeitsbelastung kontraproduktiv. Denn wer will schon in Berufen arbeiten, in denen die Belastung zu hoch und die Bezahlung zu tief ist? Dabei werden in Bezug auf die Entlöhnung völlig falsche Zahlen kolportiert. Aktuelle Daten belegen, dass ausgebildete Pflegefachpersonen über alle Berufe hinweg zu den Spitzenverdienern gehören.  

 

Dienstpläne als Ursache 

Der Fachkräftemangel ist auch mit Blick auf die Politik hausgemacht. Der Mangel an Pflegefachkräften ist kein neues Phänomen, die demografische Entwicklung beispielsweise ist längst bekannt. Und im Gesundheitswesen verdoppelt sich das Problem: Den potenziell immer mehr Pflegebedürftigen stehen immer weniger Pflegende gegenüber. Jetzt, wo die Herausforderung zur Krise gewachsen ist, reagieren auch die politischen Entscheidungsträger endlich. Der Fachkräftemangel ist nicht nur hausgemacht, sondern auch «häusergemacht». Der Grund für die Ausstiegsraten sind nicht die Löhne, sondern die starren Dienstpläne der Institutionen.  

Jedem und jeder, der sich für einen Pflegeberuf entscheidet, ist klar, dass es sich dabei nicht um einen nine-to-five-job handelt. Aber, nicht alle wollen oder können zu jeder Zeit arbeiten und sie müssen das auch gar nicht. Trotzdem werden die Dienste lange im Voraus, basierend auf den Erfahrungen und nicht aufgrund des tatsächlichen Bedarfs, disponiert und abgedeckt. Ob dies aus Angst, den Versorgungsauftrag nicht zu erfüllen oder aus anderen hehren Gründen geschieht: Die Gesundheitsinstitutionen sind nur selten bereit, sich mit anderen Modellen auseinander- oder sie gar einzusetzen. Flexible Modelle, in denen die Mitarbeitenden entscheiden, in welchem Pensum sie ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten wann und wo zur Verfügung stellen, sind nach wie vor nicht etabliert. Eine Möglichkeit zur maximalen Flexibilisierung der Arbeitseinsätze sind die vom Bund geforderten, bei careanesth längst eingeführten Pools: Temporärarbeit bietet mit alternativen Arbeits- respektive Lebensmodellen die Möglichkeit, Peaks zeit- und kosteneffizient abzudecken. 

 

Mehr Temporäre braucht das Land 

Um den Pflegenotstand zu lindern und die stets grösseren Lücken zu schliessen, braucht die Schweiz – wie in anderen Branchen und Industrien – mehr Temporäre und Temporärvermittler. Sie halten die verlangten Arbeitsmodelle bereit und als Konsequenz das Pflegefachpersonal in den angestammten Berufen. Zugleich bieten sie den Fachkräften die Möglichkeit zum beruflichen Wiedereinstieg nach längeren Pausen. Dieser Aspekt ist gerade in den nach wie vor weiblich geprägten Pflegeberufen zentral, man denke nur an die kinder- und familienbedingten Pausen. Das Halten beziehungsweise die Integration von ausgebildeten Fachkräften ist auch von volkswirtschaftlicher Relevanz, denn so wird die Wertschöpfung aus den ganz oder teilweise subventionierten Aus- und Weiterbildungen maximiert und der Braindrain minimiert. Punkto Preisdiskussion lässt sich feststellen, dass für temporäre Fachkräfte das entsprechende Arbeits- und Lebensmodell und weniger der Lohn im Vordergrund stehen. Zumal die Löhne für Temporäre nur rund 10% höher liegen als für Festangestellte. Dies ohne Berücksichtigung der Produktivität, sprich der Vorhalteleistung, kommen Temporäre doch nur zum Einsatz, wenn sie tatsächlich benötigt werden. Die Kostensituation wird teilweise bewusst falsch dargestellt, um von den unattraktiven Arbeitsmodellen als eigentlicher Problematik respektive von ihrer Lösung abzulenken. 

Datum & Uhrzeit

30.03.2023 - 30.06.2023

00:00 Uhr

Veranstaltungsort

https://www.hrfestival.ch/

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